Forschung
Forschungs- und Transferprojekte
Welche Geschichten erzählen die Gebäude der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), in denen heutzutage gelehrt, geforscht und gearbeitet wird? Dieser Frage sind Studierende in einem Seminar von Viadrina-Historiker Prof. Dr. Werner Benecke zwei Semester lang nachgegangen. Gemeinsam haben sie die Ausstellung „Neuer Geist in alten Mauern“ erarbeitet. Vom 1. November 2022 bis zum 10. Februar 2023 war sie in der ersten Etage des Gräfin-Dönhoff-Gebäudes zu sehen. Ab dem 13. Juni 2023 wird die Ausstellung in deutscher und polnischer Sprache im Collegium Polonicum gezeigt.
„Wir wollten herausfinden, welchem Zweck die Gebäude vor ihrer Nutzung durch die Viadrina dienten, mit welcher Intention sie gebaut wurden und was die ursprüngliche bauliche Ästhetik war“, erläutert Prof. Dr. Werner Benecke die Idee hinter dem Seminar und der Ausstellung. „Uns hat interessiert, wo wir noch heute teilweise verdecke Spuren der Geschichte entdecken. Gefunden haben wir sie beispielsweise in den unsichtbar gemachten Tafeln zum Gendenken an die im Ersten Weltkrieg gefallenen Mitarbeiter des Regierungspräsidiums im Eingangsbereich des Hauptgebäudes“, gibt der Historiker ein Beispiel.
KoordinationProf. Dr. Werner Benecke
MitwirkungChristina Flöhr, Jenny Klann, Max Kunschke, Veronika Weisheimer
Laufzeit1. November 2022 bis 28. Februar 2023 im Gräfin-Dönhoff-Gebäude
Am 28. Oktober 1938 wurden im Deutschen Reich 17.000 jüdische Menschen mit polnischer Staatsangehörigkeit verhaftet und nach Polen abgeschoben. An dieses Unrecht und seine Folgen erinnert die Ausstellung in der Marienkirche Frankfurt (Oder), die am Freitag, dem 28. Oktober 2022 eröffnet wird. Auf Einladung des Zentrums für Interdisziplinäre Polenstudien der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) und des Instituts für angewandte Geschichte e. V. ist die Ausstellung bis Sonntag, den 27. November 2022, zu sehen. Die Schau wurde eigens für die Station in Frankfurt (Oder) von Prof. Dr. Werner Benecke und dem Team seiner Professur für Kultur und Geschichte Mittel- und Osteuropas um eine Frankfurter Perspektive ergänzt. Neben den Geschichten von sechs jüdischen Berliner Familien vor, während und nach dem 28. Oktober 1938, wird nun dank der Viadrina-Recherchen auch das Schicksal des Frankfurter Bürgers Eliasz Rammer vorgestellt.
KoordinationProf. Dr. Werner Benecke
MitwirkungDr. Markus Nesselrodt, Veronika Weisheimer
Laufzeit der Ausstellung28. Oktober 2022 bis 27. November 2022 in der Marienkirche Frankfurt (Oder)
Herrschaft über eine multiethnische Stadt: Warschau zwischen Vierjährigem Sejm und Novemberaufstand (1788-1831)
Habilitatiosprojekt von Dr. Markus Nesselrodt
Habilitationen
Ziel der Arbeit ist eine vergleichende Geschichte von (imperialen) Herrschaftsvorstellungen und den Reaktionen der multiethnischen Warschauer Bevölkerung. Am Beispiel der für die Geschichte der polnisch-litauischen Adelsrepublik wichtigen Residenzstadt Warschau soll dieser Zusammenhang über einen Zeitraum von vier Jahrzehnten und vier unterschiedlichen politischen Systemen untersucht werden: Die letzten Jahre der polnisch-litauischen Adelsrepublik, die preußische Provinzstadt, Hauptstadt des Herzogtums Warschau sowie Großstadt im Königreich Polen als Teil des Russländischen Reichs.
Der gewählte Zeitraum erscheint mir aus zwei Gründen von übergeordnetem Interesse zu sein. Erstens handelt es sich um eine Periode, in der in relativ kurzen Abständen Herrschaft wechselte. Vorstellungen über die Zukunft des beherrschten Gebietes und seiner Bevölkerung wurden innerhalb kürzester Zeit ent- und wieder verworfen. Die Perspektive auf Brüche und Kontinuitäten soll dabei zeigen, in welchen Bereichen sich Herrschaftswechsel auswirkten und wo nicht.
Zweitens erscheint mir der Zeitraum untersuchungswürdig, weil Herrschaftswechsel– verstanden als krisenhafte Momente–stets ein Neuverhandeln über politische Macht bedeuteten. Ob unter dem preußischen König, dem russischen Zaren oder unter Napoleon: Stets existierten Möglichkeiten zur Kooperation mit den neuen Herrschern, die von einem Teil der Einheimischen auch genutzt wurden. Eine klare Dichotomie zwischen fremden Herrschern und feindseligen Einheimischen ist aus dieser Perspektive nicht mehr so klar konturiert. Gerade vor dem Hintergrund einer im späteren Verlauf des 19. Jahrhunderts sich zuspitzenden Erzählung vom Nationalitätenkampf vermag eine differenzierende Sicht auf das frühe 19. Jahrhundert erhellend und innovativ zu sein.
Promotionen
Christina Flöhr
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