Bozhena Kozakevych


Kozakevych

Kulturwissenschaftliche Fakultät (Kuwi)

Doktorandin

Seit Oktober 2018 ist Bozhena Kozakevych als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Verwickelte Geschichte der Ukraine an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) tätig. Ihr Promotionsprojekt lautet "Juden und Christen: Sowjetische Religionspolitik im multiethnischen Berdytschiw (1921-1964)". Sie unterrichtet außerdem ukrainische und osteuropäische Geschichte und Kultur.

Bozhena Kozakevych arbeitete für die Stiftung "Denkmal für die ermordeten Juden Europas" (Berlin) im Rahmen des Projekts "Protecting Memory" (2017-2019). Die Initiative des Projekts bestand darin, vernachlässigte und vergessene Massengräber von Juden und Roma in der Ukraine in informative und würdige Orte des Gedenkens zu verwandeln. Im Laufe des Projekts wurden zwanzig Gedenkstätten geschaffen.

Bozhena Kozakevych hat einen Master-Abschluss in deutscher Sprache und Literatur von der Ivan Franko National University of Lviv (2012) und einen weiteren in "Kultur und Geschichte Mittel- und Osteuropas" von der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) (2017).

  • Zentral- und Osteuropäische Geschichte
  • Kulturgeschichte
  • Erinnerungspolitik
  • Jüdische Geschichte Osteuropas
  • Sowjetische Religionspolitik

Kurse (alle in deutscher Sprache)

WS 2023/24

  • Der Zweite Weltkrieg in der Ukraine: Alltag unter der Besatzung

SS 2023

  • Sowjetische Religionspolitik: Wie gottlos war die Sowjetunion?

WS 2022/23

  • Geschichte der ukrainischen Nationalbewegung und des Nationalismus im 19. und 20. Jahrhundert

SS 2022

  • Das sowjetische Experiment: Die 1920er Jahre in der Sowjetunion

WS 2021/22

  • Die Neugestaltung Ost- und Mitteleuropas nach 1945: Urbane Metamorphosen

SS 2021

  • Sowjetische Juden und Nationalitätenpolitik in der UdSSR

WS 2020/21

  • Der Zweite Weltkrieg: Ukraine 1939 - 1944

SS 2020

  • Russisch-Orthodoxe Kirche und der sowjetische Staat

WS 2019/2020

  • Stadtmetamorphosen. Die Neugestaltung Osteuropas nach dem Zweiten Weltkrieg

SS 2019

  • Zwischen Polen und der UdSSR: Die Ukraine in der Zwischenkriegszeit

WS 2018/19

  • Wie gottlos war die UdSSR? Die Rolle der Religion und der Kirchen in der UdSSR

Juden und Christen: Die sowjetische Religionspolitik im multiethnischen Berdychiv (1921-1964) 

Die sowjetische Religionspolitik durchlief mehrere Phasen. Sie reichte von entschiedener Opposition gegenüber vielen Religionsgemeinschaften bis hin zu einem gewissen Maß an Toleranz und sogar Kooperation, wie im Fall der russisch-orthodoxen Kirche. Die sowjetische Religionspolitik sollte als Teil eines umfassenderen gesellschaftlichen Wandels gesehen werden, der auf die Schaffung eines "Neuen Menschen" abzielte.

Das Dissertationsprojekt untersucht, wie und von welchen Akteuren die staatlichen Direktiven und Richtlinien auf lokaler Ebene umgesetzt wurden. Dabei werden auch Abweichungen von den parteipolitischen Vorgaben und die Frage nach den Handlungsspielräumen untersucht. Das religiöse Leben in Berdytschiw wird im Zusammenhang mit der sowjetischen Religionspolitik und der damit eng verbundenen Nationalitätenpolitik zwischen 1921 und 1964, also von der Etablierung der Sowjetmacht in der Stadt bis zur Absetzung Nikita Chruschtschows als Erster Sekretär der KPdSU, analysiert.

Religiöses Leben wird nicht nur als Riten und religiöse Praktiken verstanden, sondern auch als das Verhältnis zwischen dem Staat und den Religionsgemeinschaften. Ein zentraler Begriff in der Erforschung des religiösen Lebens ist die Volksfrömmigkeit. Diese Fragen sollen in einer mikrohistorischen Studie am Beispiel der zentralukrainischen Kleinstadt Berdychiv untersucht werden. Das Dissertationsprojekt liegt damit an der Schnittstelle zwischen Mikro- und Makrohistorie.

Die demographischen Daten zeigen, dass sich die ethnische und religiöse Zusammensetzung der Stadtbevölkerung im Laufe der vier untersuchten Jahrzehnte verändert hat. Berdychiv ermöglicht es, ein komplexes Bild der sich wandelnden sowjetischen Religionspolitik gegenüber den jüdischen, orthodoxen, katholischen und protestantischen Gemeinschaften zu zeichnen und gleichzeitig deren Abhängigkeit von den lokalen Gegebenheiten zu untersuchen.