Promotionen

Promotionen

Im Rahmen meines Promotionsvorhabens widme ich mich einer zentralen Leerstelle in den Geschichten deutsch-jüdischer Literatur- und Kulturgeschichte: der von Julius Goldstein gegründeten Zeitschrift „Der Morgen“, die von April 1925 bis November 1938 (112 Hefte mit über 8.000 Seiten) im Berliner Philo-Verlag erschien. Meine Arbeit unternimmt dabei erstmals den Versuch, die Geschichte des „Morgen“ in seiner Gesamtheit und auf Basis umfangreicher Archivquellen zu rekonstruieren und zentrale Aspekte dieser Geschichte anhand literarhistorischer Fallstudien zu untersuchen.
Da sich bisher nur eine Handvoll kleinerer Aufsätze und Kapitel, in jeweils spezifischem Kontext, mit der Zeitschrift befasst hat, stützt sich meine Studie fast ausschließlich auf Primärquellen. Neben dem „Morgen“ selbst und seinem publizistischen Umfeld (u. a. der „C.V.-Zeitung“, und dem katholischen „Hochland“) zählen hierzu vor allem die Hinterlassenschaften der fünf Schriftleiter (Julius und Margarete Goldstein, Max Dienemann, Eva Reichmann-Jungmann und Hans Bach), der Redaktionsnachlass des „Morgen“ (im Centrum Judaiucum, Berlin) sowie der weitgehend unerschlossene Bestand des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (Central Archives for the History of the Jewish People, Jerusalem).
Die Themenbereiche der Studie reichen von der Entstehungsgeschichte des „Morgen“, über sein Verhältnis zum C.V. und seine Rolle innerhalb der jüdischen Presse der 1920er/ 1930er Jahre bis hin zu seiner Eigenschaft als ein literarisches Forum des deutschen Judentums (um nur einige zu nennen). Mit fast 200 Autorinnen und Autoren, die hier ihre literarischen Texte veröffentlichten (darunter Julius Bab, Margarete Susman, Jakob Picard, Nelly Sachs, Jakob Wassermann, Karl Wolfskehl und Franz Kafka, aber auch literarische Newcomer wie Leo Hirsch, Mala Laaser und Max Samter), erweist sich der „Morgen“ dabei besonders für die literarhistorische Forschung als ergiebig.

Betreuerin: Prof. Dr. Kerstin Schoor

Kontakt: tobiasbargmann@gmail.com

Beinahe 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erscheint noch immer eine Vielzahl an Werken deutscher Autor:innen, die sich mit den Auswirkungen der damaligen Gewalterfahrungen auf die Nachgeborenen und die heutige Gesellschaft in Deutschland literarisch auseinandersetzen. Eine Zunahme der publizierten autobiographischen Familien- oder Generationenromane, in denen die Autor:innen ihre eigene Familiengeschichte mit Bezug zum Zweiten Weltkrieg rekonstruieren, lässt sich bereits seit den 1990er Jahren konstatieren. Spätestens ab den 2000ern folgt dann, u.a. beeinflusst durch den sogenannten Memory Boom in den Kulturwissenschaften, eine breite literaturwissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesen Texten. Der anhaltenden literarischen Auseinandersetzung mit dem Zweiten Weltkrieg anhand jüngerer und jüngster Publikationen hingegen wurde, von der Untersuchung einzelner Texte abgesehen, literaturwissenschaftlich bislang nicht nachgegangen.

In meiner Dissertation untersuche ich exemplarisch ein Korpus literarischer Texte, die zwischen 2011 und 2023 erschienen sind und von deutschen Autor:innen aus der sogenannten Generation der Kriegsenkel, der etwa zwischen 1960 und 1975 Geborenen, verfasst wurden. In autobiographischer oder autofiktionaler Form begeben sie sich auf die Spurensuche nach transgenerational weitergegebenen Kriegstraumata in der eigenen Familiengeschichte.
Am Beispiel von Romanen von Ulrike Draesner, Henning Ahrens, Ralf Rothmann, Andreas Fischer und Hans Ulrich Treichel gehe ich der Frage nach, wie sich die literarische Perspektive auf die durch Schuld, Gewalterfahrung und Vertreibung entstandenen Kriegstraumata u.a. auch auf Grund der immer größeren zeitlichen Distanz zu dem Beschriebenen im Vergleich zu autobiographischen Werken aus den 90er und 2000er Jahren verändert hat.
Mit einer diskursanalytischen Herangehensweise weite ich den Fokus über die literarischen Texte hin aus und stelle sie in einen breiteren Zusammenhang gesellschaftlich präsenter Diskurse.

Betreuerin: Prof. Dr. Kerstin Schoor

Kontakt: chen@europa-uni.de

Die geplante Dissertation untersucht die Geschichte und den durch das national-sozialistische Regime verursachten Verlust der jüdischen Bibliotheken Berlins, zu denen bedeutende Bibliotheken wie jene der Jüdischen Gemeinde, der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums und des Rabbiner-Seminars zählten. Nach 1945 wurden an drei verschiedenen Orten, in Offenbach, Prag und Berlin, Restbestände dieser Bibliotheken geborgen und neu verteilt. Die Dissertation widmet sich der Frage nach dem Verbleib, aber auch nach den Ursachen des Verlustes dieser Bibliotheksbestände bis in die Gegenwart. Sie fragt auch nach der Relevanz der Jerusalem National- und University Library in diesem Prozess der Verteilung, da bis heute noch Teil-Bestände der Bücher vor allem in Israel auffindbar sind.

Betreuerin: Prof. Dr. Kerstin Schoor

Kontakt: utahadad@gmail.com

Die Erfahrungen sozialer wie struktureller Marginalisierung und Exklusion aufgrund (zugeschriebener) Herkunft, Geschlechtsidentität sowie sozialem Hintergrund sind Themen, mit denen sich eine neue Generation zeitgenössischer deutschsprachiger Autor:innen vermehrt auseinandersetzt. Wie sich solchen gesellschaftlichen Ausgrenzungen, aber auch vorherrschenden Rezeptions- und Repräsentationserwartungen sowie Bewertungsmaßstäben literarisch widersetzt wird, soll am Beispiel von Romanen von Fatma Aydemir, Olivia Wenzel, Sasha Marianna Salzmann und Deniz Ohde untersucht werden. Methodisch wird eine Verschiebung der – insbesondere im öffentlichen, aber auch im wissenschaftlichen Diskurs – vorherrschenden Fokussierung auf das Migrantisierung und/oder Rassifizierung erlebende Subjekt hin zu den dargestellten dominanten Teilen der Gesellschaft vorgenommen, so dass deren als normativ angenommene und somit meist unmarkierte soziale Positionen und Privilegien sowie wirkmächtige Gesellschaftsstrukturen in den Blick geraten. Die Dissertation untersucht mit Augenmerk auf die literarischen und ästhetischen Mittel, inwieweit die Romane kritische Interventionen in hegemoniale Gesellschaftsstrukturen darstellen und so auch auf künstlerisch-ästhetischer Ebene diskursive Teilhabe sowie Anerkennung im literarischen Feld einfordern.

Betreuerin: Prof. Dr. Kerstin Schoor

Kontakt: euv153494@europa-uni.de

Die literatur- und kulturwissenschaftlich ausgerichtete Doktorarbeit fragt nach den Einflüssen ostmittel- und osteuropäisch-jüdischer Kulturen im zunehmend ghettoisierten kulturellen Leben einer ausgegrenzten und verfolgten jüdischen Minderheit im NS-Deutschland, um damit – im Rahmen vorliegender Forschungen zum literarischen Leben deutscher Jüdinnen und Juden im Nationalsozialismus im Allgemeinen – einen bislang unbeachtet gebliebenen Aspekt kultureller Entwicklungen dieser Jahre erkennbar zu machen.
Im thematischen Rahmen des Kollegs „Gebrochene Traditionen? Jüdische Literatur, Philosophie und Musik im NS-Deutschland“ geht die Dissertation zunächst von der kulturwissenschaftlich gestützten Hypothese aus, dass nachhaltige Spuren ostmittel- und osteuropäisch-jüdischer Kulturen im literarischen Leben deutscher Jüdinnen und Juden im NS-Deutschland der 1930er und 1940er Jahre rezeptionsgeschichtlich – im Blick auf eine Rezeption literarischer Texte, auf kulturelle Debatten, Bearbeitungen ostmittel- und osteuropäisch-jüdischer Stücke für das Theater usf. – erkennbar gemacht werden können. In dem nach diesen Spuren auch bei bereits akkulturierten jüdischen Akteuren mit Herkunft aus Ostmittel- und Osteuropa gesucht wird, die diese multiplen kulturellen Kompetenzen und ihr Wissen von jüdischer Kultur in den 1930er und 1940er Jahren reaktivieren und vermitteln, wird die Fragestellung der Dissertation mit vorliegenden Erkenntnissen und Herangehensweisen aus der Migrationsforschung kombiniert.

Betreuerin: Prof. Dr. Kerstin Schoor

Kontakt: kempe@europa-uni.de

Eine Beschreibung des Promotionsvorhabens folgt in Kürze.

Betreuerin: Prof. Dr. Kerstin Schoor

Kontakt: charlottelenger@yahoo.de

Die angestrebte Dissertation verfolgt zentral die Frage, welchen Beitrag Pressefotoagenturen mit Inhabern jüdischer Herkunft für die Entwicklung der Pressefotografie in Deutschland geleistet haben. Sie wird vor dem Hintergrund der in der Literatur allgemein verbreiteten Ansicht gestellt, dass Juden eine herausragende Rolle innerhalb der Geschichte der Pressefotografie eingenommen haben und diese durch ihre Innovations- und Anpassungsfähigkeit entscheidend mitgestalteten. Es existiert jedoch innerhalb der bislang vorliegenden Untersuchungen ein erhebliches Desiderat an Forschungen zu dieser Frage im Hinblick auf das Pressefotoagenturwesen. Die geplante Dissertation soll dieses Desiderat durch die Betrachtung von vier Berliner Agenturen für Pressefotografie im Zeitraum von 1895 bis 1938 exemplarisch bearbeiten. Alle untersuchten Firmen haben gemein, dass sie einen oder mehrere Inhaber jüdischer Herkunft hatten und im Nationalsozialismus nachweislich verfolgt wurden. Ziel ist es, die Firmengeschichte, Netzwerke sowie Arbeitsweisen der Unternehmen genauer zu betrachten und in den jeweiligen konkreten sozioökonomischen sowie gesellschaftspolitischen Kontext einzubetten. Die Dissertation verspricht in diesem Sinne Erkenntnisse im Bereich der deutsch-jüdischen Kulturgeschichte und hier spezifisch auch in der Institutionen- und Fotografiegeschichte.

Betreuerin: Prof. Dr. Kerstin Schoor

Gefördert durch das Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk (ELES)

Kontakt: anna.rosemann.90@gmail.com

Das literatur- und kulturwissenschaftlich ausgerichtete Dissertationsprojekt untersucht am Beispiel der Wochenzeitung Israelitisches Familienblatt, wie sich Geschlechterdiskurse innerhalb der jüdischen Minderheit im nationalsozialistischen Deutschland zwischen 1933 und 1938 entwickelten. Die im Israelitischen Familienblatt erschienenen Texte werden dabei im Kontext eines zunehmend ghettoisierten und deformierten jüdischen Kulturbetriebes betrachtet. Autor*innen jüdischer Herkunft, deren Schreiben sich ab 1933 im Spannungsfeld von Zensur und Schreibverboten bewegte, waren durch die Restriktionen der NS-Kulturpolitik einerseits gezwungen, eine dezidiert ‚jüdische‘ Kultur zu schaffen. Andererseits verstärkten die Erfahrung der Ausgrenzung sowie die äußere Bedrohungssituation innerhalb der jüdischen Bevölkerung das Bedürfnis sich mit jüdischer Kultur und Tradition als einem Teil der eigenen Herkunft und Zukunft auseinanderzusetzen. Fragen jüdischer Identität und Selbstbestimmung werden dabei oftmals geschlechtsspezifisch verhandelt und mit bestimmten Vorstellungen von Geschlechterverhältnissen und -normen in Verbindung gebracht. Dazu gehört beispielsweise die verstärkte Auseinandersetzung mit der Aufgabe der jüdischen Frau für den Erhalt der Familie und somit auch die Zukunft der jüdischen Gemeinschaft.
Ziel der Arbeit ist es, den Geschlechterdiskurs im Israelitischen Familienblatt zu erschließen und danach zu fragen, welche Möglichkeiten der jüdischen Selbstbestimmung und Selbstbehauptung sich den Autor*innen boten, gegenüber einem virulenten und existenziell bedrohlichen Antisemitismus im NS-Deutschland, der immer auch geschlechtlich konnotiert war. Hierzu werden sowohl der journalistische Diskurs der Zeitung als auch ausgewählte Fortsetzungsromane aus der Literaturbeilage analysiert.

Das Dissertationsprojekt entsteht im Rahmen des Forschungs- und Digitalisierungsprojektes "Digitales Archiv jüdischer Autorinnen und Autoren in Berlin 1933 - 1945 (DAjAB)".

Betreuerin: Prof. Dr. Kerstin Schoor

Gefördert durch ein Promotionsabschluss-Stipendium der Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Viadrina

Kontakt: stopp@europa-uni.de

Seit den 1980er Jahren erschienen vermehrt Memoiren, (Auto)Biographien, Erzählungen und Romane, Oral Histories, Audios und Filme über das chinesische Exil, die uns – neben den durchaus divergierenden "Grand Narrativs" unterschiedlicher nationaler Geschichtsschreibungen und Erinnerungskulturen in Asien wie in Europa – den Alltag des chinesischen Exils in persönlichen Erinnerungen zugänglich machen. Die geplante Dissertation untersucht am Beispiel autobiografischer Texte deutschsprachiger Flüchtlinge jüdischer Herkunft Narrationen über das Exil in China zwischen 1938-1951 vor dem Hintergrund kollektiver Erinnerungsprozesse im europäischen und im asiatischen Raum der Nachkriegsjahre bis in die Gegenwart. Im Zentrum der Analyse stehen u.a. Franziska Tausigs Shanghai Passage. Flucht und Exil einer Wienerin (1987/2007), Hellmut Sterns Saitensprünge – Erinnerungen eines leidenschaftlichen Kosmopoliten (Berlin 2000) und Wolfgang Karfunkels Chinesische Jahre: Eine abenteuerliche Flucht (2003).

Betreuerin: Prof. Dr. Kerstin Schoor

Stipendiat des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerkes (ELES)

Kontakt: euv184852@europa-uni.de

In einigen Romanen aus dem Feld der deutschsprachigen jüdischen Gegenwartsliteratur scheint bereits vorweggenommen, worum seit Mitte 2020 innerhalb des deutschen Feuilletons, ausgelöst durch die radikal israelkritischen Thesen des kamerunischen Historikers Achille Mbembe, eine erbitterte Debatte kreist. Den – im innerakademischen Diskurs freilich schon länger geführten – Diskussionen, ob sich etwa „diskursive Kontinuitäten und Funktionsäquivalenzen“ (Rothberg/Zimmerer) zwischen Shoah und Kolonialismus ausmachen lassen, oder ob durch eine „postkoloniale Schablone“ nicht demgegenüber die Gefahr bestehe, dass in der Analyse „die Spezifik der modernen Judenfeindlichkeit verloren[gehe]“ (Elbe), liegen einerseits fundamentale gesellschaftliche Wandlungsprozesse mit Blick auf die kollektive Erinnerung an die Shoah zugrunde. Auf der anderen Seite scheint die Debatte jedoch insbesondere auch Ausdruck eines größeren theoretischen Problems zu sein, das bei genauerer Betrachtung den argumentativen „Frontlinien“ der jüngsten gesellschaftlich-wissenschaftlichen Auseinandersetzungen um die Erinnerung an die Shoah latent vorausgeht: Es ist der zunehmende Einfluss postmoderner Theoriebildung, an dem sich auch im deutschsprachigen Erinnerungsdiskurs, deutlich später als etwa im angloamerikanischen Raum, der Streit entzündet.

In der Dissertation soll aufgezeigt werden, wie die Romane Ohnehin (2004) und Andernorts (2010) von Doron Rabinovici, Broken German (2016) von Tomer Gardi und Die Leinwand (2010) von Benjamin Stein als Formen literarischer Positionsbestimmungen lesbar sind, die angesichts eines sich fundamental wandelnden Horizonts kollektiven Erinnerns die Auswirkungen poststrukturalistisch geprägter Denkmodelle auf die wissenschaftliche wie auch gesellschaftliche Auseinandersetzung mit der Erinnerung an die Shoah auf kritische Weise vorführen. Dabei können die hier diskutierten Romane natürlich nicht als unmittelbare Positionierungen innerhalb des durch den Vorfall um Mbembe ausgelösten Streits betrachten werden, sind sie doch allesamt – und zum Teil lange – vor dessen Einsetzen erschienen. Allerdings lässt sich die in den vier literarischen Texten auffällige Bezugnahme auf unterschiedliche Schlüsselelemente postmoderner Theorie in der Gesamtschau durchaus als eine Art literarischer Diskussion interpretieren, in der bereits eben jenes zum Problem wird, das nun auch in der jüngsten Debatte den Kern des theoretischen Streits bildet. Die Texte Rabinovicis, Gardis und Steins werfen somit, literarisch vermittelt, jeweils die Frage auf, ob der ursprünglich kritische Impetus jener Theoriebildung in diesem Kontext noch zur Geltung kommt oder sich demgegenüber nicht in sein Gegenteil zu verkehren Gefahr läuft.

Betreuerin: Prof. Dr. Kerstin Schoor

Gefördert durch Studienstiftung des deutschen Volkes und in Abschlussstipendium der Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Viadrina

Kontakt: euv06374@europa-uni.de

Die literatur- und kulturwissenschaftlich ausgerichtete Dissertation beschäftigt sich mit dem Prager Schriftsteller und Musiker Hermann Grab (1903-1949), von dem in der europäischen Literaturgeschichte nur wenige Spuren zu finden sind. Sie fokussiert in einer Fallstudie zu seinem Werk gezielt Praktiken jüdischen Schreibens, die nicht ausschließlich auf einzelne national-europäische Zugehörigkeiten und Poetiken zurückzuführen, sondern als widersprüchliche Komplexe zu beschreiben sind. Ausgehend von Überlegungen zu Aspekten jüdischer Existenz in der Diaspora, die insbesondere in Mittel- und Osteuropa auch durch kulturelle Mehrfachprägungen beschrieben sind, soll Grab in seinem Schaffen in Prag und Wien als ein Schriftsteller wahrgenommen und verstanden werden, dessen Wirken von jüdischen sowie nichtjüdischen, von deutschen, tschechischen und österreichischen Lebenswirklichkeiten bestimmt war. Grabs späteres Exil in New York reflektiert und erweitert diese Perspektive. Ziel der Dissertation ist es, anhand ausgewählter biographischer Konstellationen wie analytischer Betrachtungen von Hermann Grabs Schreiben die geographischen, disziplinären und ästhetischen Räume seines Wirkens auszumessen und spezifische Aspekte eines Schreibens in der Diaspora exemplarisch zu studieren. Die Arbeit soll damit zu einer Literaturgeschichte als Verflechtungsgeschichte beitragen sowie ein vertieftes Verständnis jüdischen Schreibens im Kontext konkreter historischer Erfahrungen im 20. Jahrhundert ermöglichen.
Das Dissertationsprojekt entsteht im Rahmen der Nachwuchsforschungsgruppe „Literarische Praktiken der Verflechtung: Jüdisches Schreiben in der europäischen Diaspora (19. und 20. Jahrhundert) “ (Leitung: Dr. Andree Michaelis-König, Betreuung: Prof. Dr. Kerstin Schoor) am Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg und ist dort im Forschungsbereich „Diaspora – Migration – Transnationalität“ angesiedelt.

Betreuerin: Prof. Dr. Kerstin Schoor

Gefördert durch die FAZIT-STIFTUNG

Kontakt: spitz@europa-uni.de