Germanistische Institutspartnerschaft

Germanistische Institutspartnerschaft

„Deutschsprachige und jüdische Kulturen in Mitteleuropa. Kulturelle, literarische und sprachliche Wechselwirkungen im regionalen, nationalen und transnationalen Kontext“

gefördert vom DAAD aus Mitteln des Auswärtigen Amts (AA)
Förderzeitraum: 2021–2023, 2024-2026 (Folgeantrag)

Sprecherin  Prof. Dr. Kerstin Schoor (EUV)
Sprecher*innen
der ausländischen Partnerinstitutionen 
Prof. Dr. habil. Magdalena Sitarz (JU)

Prof. Dr. András F. Balogh (BBU)

Partnerinstitutionen  Kulturwissenschaftliche Fakultät,

Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder (EUV)

Institut für Germanische Philologie,
Jagiellonen-Universität in Kraków (JU)

Departement für deutsche Sprache und Literatur,
Babeș-Bolyai-Universität Cluj-Napoca (BBU)

Ansprechpartnerinnen an der EUV Prof. Dr. Kerstin Schoor 
Prof. Dr. Ievgeniia Voloshchuk
Wissenschaftliche Koordinatorin

Prof. Dr. Ievgeniia Voloshchuk (EUV)
voloshchuk@europa-uni.de

Die Germanistische Institutspartnerschaft (GIP) „Deutschsprachige und jüdische Kulturen in Mitteleuropa. Kulturelle, literarische und sprachliche Wechselwirkungen im regionalen, nationalen und transnationalen Kontext“ geht davon aus, dass die in Mittel- und Mittelosteuropa angesiedelten Bevölkerungen über eine hohe transkulturelle Alltagskompetenz im Sinne eines ausdifferenzierten Wissens über unterschiedliche Kulturen besaßen, die als spezifische Erfahrung die Synthese und Bildung neuer kultureller Formen in hohem Maße mit generiert haben. Eine ethnische und religiöse Vielfalt dieser Gebiete bereits in den alten imperialen Strukturen brachte – neben regionalen und nationalen Besonderheiten – auch eine Transkulturalität hervor, die die Entwicklung europäischer Kulturen in hohem Maße geprägt hat und deren Beschreibung wir im Kontext der Wechselwirkungen unterschiedlicher regionaler und nationalen Räume zentral stellen wollen. 

Auf der Basis fachlich ähnlich gelagerter und interdisziplinär ausgerichteter Aktivitäten werden im Rahmen der GIP zwischen Frankfurt (Oder), Cluj-Napoca und Kraków folgende Projekte im thematischen Bereich „Deutschsprachige und jüdische Kulturen in Mitteleuropa. Kulturelle, literarische und sprachliche Wechselwirkungen im regionalen, nationalen und transnationalen Kontext“ realisiert:

1. Mobilitätsprogramme

Der Austausch zwischen der EUV, der JU Kraków und der BBU Cluj-Napoca wird durch die Vergabe von Stipendien für MA-Studierende aller beteiligten Universitäten von Stipendien für MA-Studierende sowie Mobilitätsgelder für Promovierende und Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller beteiligten Universitäten gefördert.

2. Doppelmasterprogramme und weitere Kooperationen in der Lehre

Im Rahmen des Tracks „Literarische Kulturen Europas“ im Master „Literaturwissenschaft: Ästhetik – Literatur – Philosophie“ der EUV wird jeweils ein Double-MA mit der BBU Cluj-Napoca sowie mit der JU Kraków konzipiert und eingerichtet. Beide Doppelmaster können ab dem WS 2024/25 studiert werden.

Vorgesehen ist darüber hinaus die Realisierung kleinerer gemeinsamer Lehrvorhaben und Workshops im Rahmen der Vorbereitung und Einführung der beiden Studiengänge sowie darüber hinaus die Förderung einer erweiterten Zusammenarbeit in der Lehre.

3. Didaktisches Projekt „Deutsche Kulturgeschichte – digitales, interaktives Lehrbuch“

Unter der Leitung von Prof. Balogh aus Cluj-Napoca in Rumänien soll eine Lehrmaterialiensammlung „Deutsche Kulturgeschichte – digitales, interaktives Lehrbuch“ konzipiert und aufgebaut werden. Das interaktive Buch bzw. Lernplattform präsentiert einfache Definitionen über die Epochen der deutschen Kulturgeschichte für Studierende der Germanistik in Anfangssemestern in den mittelosteuropäischen Ländern. Die Lernplattform vereint Bilder, Musik, kleine Videos und Beispieltexte, damit die Begriffe intermedial gezeigt werden.

4. Zusammenarbeit in der Forschung

Befördert werden sollen der Abschluss sowie die Neuaufnahme gemeinsamer Forschungen der drei Institutionen, die die ausgewiesenen wissenschaftlichen Kompetenzen der beteiligten Projektpartner zusammenführen. Abgeschlossen wird 2024 die Publikation des gemeinsamen Forschungsprojektes der Erstförderphase in einem Sammelband über Regionen der Erinnerung. Raum und Gedächtnis in Mitteleuropa. Verschiedene bi- und trilaterale Forschungsvorhaben sollen 2024-2026 unterstützt werden, darunter das gemeinsame Projekt „Leben im Krieg – Krieg im Leben. Literarische Aufarbeitung der Kriegserfahrungen des 20./21. Jahrhunderts“, welches literarische Bilder des Kriegsalltags von Zeug*innen und Kriegsteilnehmer*innen im 20. und 21. Jahrhundert - von Soldaten des Ersten Weltkriegs bis hin zu zeitgenössischen Kriegsflüchtlingen- untersucht, und die in deutschsprachigen Biografien, Tagebüchern, Erinnerungen, Familiengeschichten u. ä. Genres aus einer individuellen Perspektive konstruiert werden. Im thematischen Kontext der GIP sollen zugleich weitere Forschungen angeregt werden. Die Mobilität und Netzwerkbildung zwischen den Institutionen soll in breitem Rahmen stabilisiert und – soweit möglich – auch in der Breite der Forschungsaktivitäten der Institute ermöglicht werden.

5. Nachwuchsförderung

Ein wichtiges Ziel der GIP besteht darüber hinaus in der Nachwuchsförderung (Promovierende und Post-Docs) an unseren Instituten. Aktuelle Habilitationsvorhaben, Forschungsprojekte von Postdocs und wissenschaftlichen MitarbeiterInnen sowie Promotionsprojekte aller drei Institutionen profitieren von den jeweils spezifischen regionalgeschichtlichen wie literatur-, sprach- und kulturwissenschaftlichen Kompetenzen innerhalb der Institutionen ebenso wie von der Existenz und Nutzung spezifischer Quellen und Archive sowie einschlägiger Bibliotheken jeweils vor Ort. Im Rahmen der GIP sollen daher – ergänzend zu den ERASMUS-Programmen der Partneruniversitäten – Forschungsaufenthalte für NachwuchswissenschaftlerInnen in den einzelnen Ländern ermöglicht werden. Die Arbeit an den Partnerinstitutionen soll durch den Ausbau der wissenschaftlichen Infrastruktur unterstützt werden.

Vom 9. bis 12. Juli 2024 findet an der BBU Cluj-Napoca die diesjährige Jahrestagung der GIP statt.

Ievgeniia Voloshchuk

wissenschaftliche Koordinatorin

Sprechzeiten

nach Vereinbarung

Projekte der GIP

Jahrestagung der Germanistischen Institutspartnerschaft Deutschsprachige und jüdische Kulturen in Mitteleuropa. Kulturelle, literarische und sprachliche Wechselwirkungen im regionalen, nationalen und transnationalen Kontext

10.– 13.07.2024
Babeș-Bolyai-Universität Cluj-Napoca

Organisiert im Rahmen des vom DAAD geförderten Programms „Germanistische Institutspartnerschaften weltweit“ (GIP)

Doktorandenschule „Interkulturelle Begegnungen im regionalen, nationalen und transnationalen Raum: Literatur- und Mediengeschichte in Mitteleuropa“

gefördert vom DAAD aus Mitteln des Auswärtigen Amts (AA)
Sprecherin Prof. Dr. Kerstin Schoor (EUV)
Sprecher der ausländischen Universitäten Assoc. Prof. Doc. Mgr. Jozef Tancer, PhD. (CU)
Vertreter*innen der beteiligten Institute Assoc. Prof. Doc. Mgr. Jozef Tancer, PhD. (CU)
Prof. Dr. habil. Jadwiga Kita-Huber (JU) Prof. Dr. András F. Balogh (ELTE/BBU)
Kooperierende Einrichtungen Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder (EUV)
Comenius-Universität Bratislava (CU)
Eötvös Loránd Universität Budapest (ELTE)
Babeș-Bolyai-Universität Cluj-Napoca (BBU)
Jagiellonen-Universität in Kraków (JU)
Betreuer*innen /
beteiligte Wissenschaftler*innen
Assoc. Prof. Doc. Mgr. Jozef Tancer, PhD. (Bratislava)
Doc. Mgr. Miloslav Szabó, PhD. (Bratislava)
Dr. habil Peter Varga (Budapest)
Prof. Dr. András F. Balogh (Budapest/Cluj-Napoca)
Univ.-Doz. Dr. Gabriella-Nóra Tar (Cluj-Napoca)
Prof. Dr. habil. Jadwiga Kita-Huber (Kraków)
Prof. Dr. habil. Magdalena Sitarz (Kraków)
Prof. Dr. habil. Katarzyna Jaśtal (Kraków)
Prof. Dr. Kerstin Schoor (Frankfurt/Oder)
Prof. Dr. Ievgeniia Voloshchuk (Frankfurt/Oder)
Ansprechpartnerinnen an der EUV Prof. Dr. Kerstin Schoor
Prof. Dr. Ievgeniia Voloshchuk
Wissenschaftliche Koordinatorin Prof. Dr. Ievgeniia Voloshchuk (EUV)
Kontakt: voloshchuk@europa-uni.de
Die Doktorandenschule „Interkulturelle Begegnungen im regionalen, nationalen und transnationalen Raum: Literatur- und Mediengeschichte in Mitteleuropa“ ist 2015 im Rahmen des vom DAAD geförderten Vladimir-Admoni-Programms begründet worden und wird seit 2021 vom DAAD im Rahmen einer Germanistischen Institutspartnerschaft (GIP) gefördert. Sie verbindet die Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) derzeit mit Universitäten in vier mitteleuropäischen Städten, die wichtige urbane historische Regionen vertreten. In diesen hat sich seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert (in Kraków bereits seit dem Mittelalter) eine eigenständige und traditionsreiche deutschsprachige regionale Literatur- und Medienlandschaft entwickelt, die durch enge Verbindungen in die deutschsprachigen Nachbarländer gekennzeichnet war: Bratislava, Budapest, Cluj-Napoca (das ehemalige Klausenburg) und nicht zuletzt Kraków, das bereits 1257 das Magdeburger Stadtrecht erhielt und um 1480 36 % deutschsprachige Bürger verzeichnete. Ziele der Doktorandenschule sind die Vermittlung eines literatur- und mediengeschichtlichen Expertenwissens, die Förderung interkultureller Kompetenzen aller Beteiligten und die Festigung der Grundlagen für einen länderübergreifenden Forschungsverbund. Gefördert werden derzeit 8 Promovierende aus den beteiligten Partnerinstituten. Sie erhalten Sur-Place-Stipendien an den jeweiligen Herkunftsuniversitäten und nehmen regelmäßige Forschungsaufenthalte an der EUV wahr. Jährliche Kolloquien in den beteiligten Universitäten tragen zur Vernetzung der Promovierenden sowie zum Austausch der beteiligten FachwissenschaftlerInnen bei. An der Viadrina werden die ausländischen Promovierenden durch die Chiellino-Forschungsstelle für Literatur und Migration unterstützt, die einen ihrer Forschungsschwerpunkte im thematischen Bereich der Mittel- und Osteuropa-Forschungen aufgebaut hat.

 

 

Regionen der Erinnerung. Raum und Gedächtnis in Mitteleuropa
Projektzeitraum 2021-2023
Beteiligte Institutionen

Kulturwissenschaftliche Fakultät,
Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder (EUV)

Institut für Germanische Philologie,
Jagiellonen-Universität in Kraków (JU)

Departement für deutsche Sprache und Literatur,
Babeș-Bolyai-Universität Cluj-Napoca (BBU)

Ansprechpartnerinnen an der EUV Prof. Dr. Kerstin Schoor
Prof. Dr. Ievgeniia Voloshchuk (voloshchuk@europa-uni.de)
Ansprechpartner an der JU Dr. Michael Sobczak (michael.sobczak@uj.edu.pl
Dr. Piotr Owsiński (piotr.owsinski@uj.edu.pl

Raum und Gedächtnis sind zentrale Konzepte der Kulturwissenschaften. Seit den 1980er Jahren haben Begriffe wie kulturelles und kollektives Gedächtnis, Erinnerungskulturen etc. Hochkonjunktur und reflektieren gesellschaftliche Entwicklungen, die sich mit Fragen des individuellen und kollektiven Erinnerns auseinandersetzen, insbesondere vor dem Hintergrund der Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts, von Shoah, Genozid und Weltkriegen. Zugleich erlebte der Begriff des Raums starken Zuspruch: Nicht zuletzt angesichts der politischen Entwicklungen in Mittel- und Südosteuropa prägten Konzepte des Raums wissenschaftliche Forschungen verschiedenster Disziplinen seit Ende der 1980er Jahre. Sowohl Raum als auch Gedächtnis haben in diesen Konzeptionen eine materielle wie auch eine immaterielle Dimension. Sie sind nicht mehr (nur) Speicher, Container etc., sondern zugleich Praktiken, Beziehungen usw. Ihr Verhältnis findet sich u.a. in dem einflussreichen Konzept der „Erinnerungsorte“ oder aber auch in dem der „Gedächtnisräume“[1] oder dem der „Memoryscapes"[2]. Auch wenn sich die kulturwissenschaftliche Forschung zu Raum und Gedächtnis bereits über mehr als drei Jahrzehnte erstreckt, eröffnet doch gerade das Zusammendenken von Raum und Gedächtnis in historischer und gegenwärtiger Perspektive noch neue Ansatzpunkte zu einem Zeitpunkt, wo die Gemeinsamkeiten und Perspektiven im mitteleuropäischen Raum wieder stärker auseinanderzufallen drohen.

Das Projekt versammelt literatur- und sprachwissenschaftliche Fallstudien aus germanistischer und komparatistischer Perspektive zum mitteleuropäischen Raum, zu (historischen) Regionen Europas zwischen Ostsee und Adria bzw. Schwarzem Meer, zwischen Elbe und Sbrutsch. Christian Giordano hat „Europa als ein System stark (inter)dependenter, jedoch zugleich strukturell sehr verschiedener historischer Regionen [beschrieben], in dem Gleichzeitigkeiten und Ungleichzeitigkeiten sowie Differenzen und Konstanten nebeneinander existieren“[3]. Dabei fasste er den mittelosteuropäischen Raum – wie er ihn bezeichnete – als eine historisch geprägte Region, die hier aber auch als ein Raum verstanden werden soll, der zugleich aus verschiedenen regionalen Räumen in ihren Verflechtungen und Konflikten besteht. Martin Sabrow hat den Zusammenhang von Raum und Gedächtnis am Beispiel von Objekt, Ort und Region diskutiert, wobei er der Region „die diffuseste räumliche Bindung zur Erinnerung“[4] und ihr zugleich eine Rückbindung an national und supranational geprägte Erinnerungskulturen attestierte. Der Zusammenhang von lokalen, regionalen, nationalen und suprantionalen Erinnerungskulturen soll hier ebenfalls von Interesse sein. Das Projekt fragt insbesondere nach den Interdependenzen von kollektiven Erinnerungen und lokalen wie regionalen Räumen.

 

[1] Siehe z. B. Janina Fuge, Rainer Hering, Harald Schmid (Hrsg.): Gedächtnisräume. Geschichtsbilder und Erinnerungskulturen in Norddeutschland. Göttingen 2014.
[2] Sarah de Nardi, Hilary Orange, Steven High, Eerika Koskinen-Koivisto (Hrsg.): The Routledge Handbook of Memory and Place, London: Routledge 2020.
[3] Christian Giordano: Interdependente Vielfalt: Die historischen Regionen Europas. In: Karl Kaser, Dagmar Gramshammer-Hohl, Robert Pichler (Hrsg.): Europa und die Grenzen im Kopf. Klagenfurt: Wieser-Verlag, 2004, S. 113-135; hier S. 118.
[4] Martin Sabrow: Der Raum der Erinnerung. In: Janina Fuge, Rainer Hering, Harald Schmid (Hrsg.): Gedächtnisräume. Geschichtsbilder und Erinnerungskulturen in Norddeutschland. Göttingen 2014, S. 17-32; hier S. 30.