Veranstaltungen der Chiellino-Forschungsstelle

Konferenzen/Workshops

28.05.2024
Beginn: 18:30 Uhr
Stadt- und Regionalbibliothek
Bischofstraße 17
15230 Frankfurt/Oder

Lesung und Gespräch
Jakob Hessing (Jerusalem): Der jiddische Witz: Eine vergnügliche Geschichte (2020)
Moderation: Prof. Dr. Irmela von der Lühe

Weitere Informationen finden Sie hier.

11.06.2024
Beginn: 18:30 Uhr
Stadt- und Regionalbibliothek
Bischofstraße 17
15230 Frankfurt/Oder

Untergetaucht – Eine junge Frau überlebt in Berlin 1940-1945
mit Hermann Simon, Gründungsdirektor der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum
Moderation: Prof. Dr. Kerstin Schoor

Weitere Informationen finden Sie hier.

Diskussionsforum Migration

Forum_Logo3_klein

Logo-nur-Titel

Interkulturelle Literatur, Gastarbeiterliteratur, Migrantenliteratur – bereits diese un­be­frie­di­gen­den Ver­suche, eine tref­fen­de Be­zeich­nung zu fin­den, spie­geln die Viel­schich­tig­keit eines li­te­ra­ri­schen Phä­no­mens, das heute zum fes­ten Be­stand­teil einer grenz­über­schrei­ten­den eu­ro­pä­ischen Li­te­ra­tur ge­wor­den ist. Sol­che Viel­schich­tig­kei­ten aus­zu­lo­ten, ohne alt­her­ge­brach­te Gren­zen ei­ner na­tio­na­lis­ti­schen Ka­no­ni­sie­rung neu zu er­rich­ten, ist eines der Zie­le des of­fe­nen Dis­kus­sions­fo­rums Be­weg­tes Eu­ro­pa, das die Axel Sprin­ger-Stif­tungs­pro­fes­sur für deutsch-jü­di­sche Li­te­ra­tur- und Kul­tur­ge­schich­te, Exil und Mi­gra­tion seit dem WS 2012/13 an der Eu­ro­pa-Uni­ver­si­tät Via­dri­na ver­an­stal­tet. Dabei geht es auch darum, die Per­spek­ti­ven unter­schied­licher Fach­tra­di­tio­nen zu­sam­men­zu­füh­ren und in pro­duk­ti­ver Wei­se mit­ein­an­der ins Ge­spräch zu brin­gen. Das Of­fene Fo­rum Mi­gra­tion und Li­te­ra­tur bie­tet da­her In­te­res­sier­ten al­ler Fach­rich­tun­gen die Mög­lich­keit, ak­tuel­le For­schungs­as­pek­te ken­nen­zu­ler­nen und in einen Aus­tausch mit in­ter­na­tio­na­len Ex­per­tin­nen und Ex­per­ten auf dem Ge­biet der kul­tur­wis­sen­schaft­li­chen Mi­gra­tions­for­schung zu treten.

 

Lesereihe Zwischen()Welten

zwischenweltenlogo

Die deutschsprachige Gegenwartsliteratur ist nicht erst seit dem durchschlagenden Erfolg von Autorinnen und Autoren wie Olga Grjasnowa (Der Russe ist einer der Birken liebt), Wladimir Kaminer (Russendisko) oder Yoko Tawada (Etüden im Schnee) ein europäisches Phänomen geworden. Die Erfahrungs­welten der Migration, der Flucht und der Interkulturalität haben sich ihr so fest ein­geschrieben, dass sie ohne gar nicht mehr denkbar wäre. Doch gerade durch die Inter­nationalisierung, durch das ständige Über­schreiten und Be­schreiten von sprach­lichen, nationalen und gefühlten Grenzen, ist diese Literatur so spannend. Denn ihr gelingt es, nicht nur gut und unter­haltend zu erzählen, sondern zugleich zentrale Problem­felder unserer Gegenwarts­gesellschaft an­zu­gehen und in der literarischen Texten eigenen, oft hoch­differenzierten Art und Weise analytisch zu durch­dringen. So sind die Texte von Grjasnowa, Kaminer, Tawada, aber auch von Abbas Khider (Der falsche Inder), Irena Brežná (Die undankbare Fremde) oder Doron Rabinovici (Andernorts) immer auch Arbeit an der Gegen­wart, Kunst und Politik zugleich. Sie ver­deutlichen, was so viele Menschen heute er­fahren müssen, nämlich zwischen den Welten und Kulturen zu leben.

Seit 2013 veranstaltet die Axel Springer-Stiftungsprofessur für deutsch-jüdische Literatur- und Kultur­geschichte, Exil und Migration an der Europa-Universität Viadrina daher regel­mäßig öffent­liche Lesungen, zu denen bereits viele der genannten Autorinnen und Autoren ein­geladen werden konnten. Dabei hat sich die Spann­breite der aus­gewählten Themen und somit auch der ein­geladenen Autorinnen und Autoren der Lese­reihe unter der Überschrift „Zwischen()Welten – Deutschsprachige Literatur der Gegenwart“ vergrößert. Fokussierte sich die Lese­reihe in ihren Anfängen zunächst auf die sogenannte „Migrations­literatur“, also Literatur, die nicht in der eigentlichen Mutter­sprache ver­fasst wird, haben wir das thematische Spektrum mittlerweile markant er­weitert. Aspekte wie Vertreibung, Flucht und andere mittel­europäische Schicksale des 20. Jahr­hunderts sind hinzu­gekommen, denn sie lassen sich nicht minder als Er­fahrungen des Dazwischen und der Grenze lesen und verstehen.


Koordination: Elke Lange

 

Eröffnung der neuen Forschungsstelle

„Ein neues Gedächtnis, das gleichsam unter den Worten einwandert“ (Schmitz) – Zur Eröffnung der Chiellino-Forschungsstelle für Literatur und Migration an der Europa-Universität Viadrina 

Als Stimme einer Generation von Einwandern hat Prof. Dr. Carmine Gino Chiellino Geschichte geschrieben: In der Rolle des Autors und Herausgebers veröffentlichte er zahlreiche Werke, während er gleichzeitig ein Leben lang die Bücher gleichgesinnter Autoren und Autorinnen sammelte. Am 10. Juli 2018 war der Dichter und Literaturwissenschaftler zu Gast an der Europa-Universität Viadrina, um die Übergabe seiner Bibliothek an die neue „Chiellino-Forschungsstelle für Literatur und Migration“ feierlich zu begehen.


Weder ein einfacher akademischer Weg noch eine ehrenvolle poetische Karriere war für Chiellino vorhergesehen, wie Prof. Dr. Dr. h. c. Walter Schmitz von der Technischen Universität Dresden in seiner Festrede auf den Autor erklärte. Dennoch verlieh Chiellino wie kein anderer der komplexen Erfahrung der Einwanderung von ‚Gastarbeitern‘ wie auch Intellektuellen eine Sprache. Dabei sei insbesondere das Wechselspiel von poetischer und vernunftgeleiteter Kreativität prägend für die Arbeiten von Carmine Gino Chiellino gewesen, wie Schmitz hinzufügte.

Prof. Dr. Carmine Gino Chiellinos Wirken als Dichter wie als Wissenschaftler für die Entstehung einer interkulturellen Literatur in deutscher Sprache wurde auch von Prof. Dr. Kerstin Schoor beim Festakt zur Eröffnung der Forschungsstelle hervorgehoben. Der Axel-Springer Stiftungslehrstuhl für deutsch-jüdische Literatur- und Kulturge­schichte, Exil und Migration empfinde es als eine Ehre, nicht nur der neu am Lehrstuhl begründeten Forschungsstelle seinen Namen zu verleihen, sondern auch die von Prof. Chiellino über Jahrzehnte aufgebaute Bibliothek zu Fragen von Migration und Literatur der Forschungsstelle integrieren zu können. „Ihr Wirken auf dem Feld der interkulturellen Literatur war beispiellos“, dankte Prof. Dr. Schoor dem anwesenden Ehrengast. „Ihre Bibliothek hat ihren Weg zu uns gefunden. Die rund 1.000 Bände Primär- und Sekundärliteratur der vom Lehrstuhl neu eingerichteten Chiellino-Bibliothek befinden sich nun in einem Raum im Postgebäude, wo wir drei Arbeitsplätze eingerichtet haben.“ Prof. Dr. Schoor dankte ebenfalls den Spenderinnen und Spendern, dem Viadrina-Emeritus Prof. Dr. Alexander von Brünneck, Frau Dr. Sylvia Döscher, Herrn Klaus Eberhard Engel, Herrn Georg Kirschniok-Schmidt, Frau Jutta Metzler, Frau Ute Netzel sowie der Kulturwissenschaftlichen Fakultät für ihre großzügige finanzielle Unterstützung.

Dass seine persönliche Bibliothek nun ab sofort als Präsenzbibliothek am anderen Ende der Republik steht, stört den Augsburger nicht. Im Gegenteil: „Ich bin beeindruckt von der stilvollen Anordnung der Werke“, äußerte sich Carmine Gino Chiellino beim ersten Anblick der Sammlung, die neben umfangreichen Archivmaterialien jetzt ihren Ort an der Europa-Universität Viadrina gefunden hat.

Die Chiellino-Forschungsstelle ist weiterhin auf Spenden angewiesen! Informationen über Spendenmöglichkeiten erhalten Sie in der Broschüre der Chiellino-Forschungsstelle auf der Lehrstuhl-Website sowie über das Sekretariat der Axel-Springer Stiftungsprofessur für deutsch-jüdische Literatur- und Kulturgeschichte, Exil und Migration: Elke Lange, Tel.: 0335 5534 2724, Email: elange@europa-uni.de

Fotos: Heide Fest, EUV